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Gerhardt Katsch

Gerhardt Katsch

Internist, Professor für innere Medizin

geboren am 14.05.1887 in Berlin
gestorben am 07.03.1961 in Greifswald
Letzter Wohnort: Karlsburg

Biographie

Gerhardt Katsch wurde 1887 als ältestes von vier Geschwistern in Berlin geboren. Sein Vater war Bühnenautor und Kunstmaler von Beruf, seine Mutter Dramaturgin. Er besuchte das Französische Gymnasium in Berlin, das er am 30. August 1905 mit dem selten verliehenen Matura-Zeugnis „mit höchstem Prädikat“ abschloss. Im gleichen Jahr begann er ein Studium der Biologie, Physik und Philosophie... » anzeigen

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Gerhardt Katsch

Biographie

Gerhardt Katsch

Gerhardt Katsch wurde 1887 als ältestes von vier Geschwistern in Berlin geboren. Sein Vater war Bühnenautor und Kunstmaler von Beruf, seine Mutter Dramaturgin. Er besuchte das Französische Gymnasium in Berlin, das er am 30. August 1905 mit dem selten verliehenen Matura-Zeugnis „mit höchstem Prädikat“ abschloss. Im gleichen Jahr begann er ein Studium der Biologie, Physik und Philosophie an der Sorbonne in Paris. Von 1906 bis 1911 studierte er dann Medizin, zunächst an der Universität Marburg und später aufgrund einer schweren Erkrankung seiner Mutter, die 1908 verstarb, in seiner Geburtsstadt Berlin. Nach seiner ärztlichen Prüfung am 24. Januar 1911 erhielt er 1912 die Approbation als Arzt und promovierte am 22. Januar des gleichen Jahres am von Johannes Orth geleiteten Pathologischen Institut der Berliner Charité mit einer von Adolf Bickel (1875–1946) betreuten Arbeit zur Magenbewegung. Zu den Ergebnissen seiner Dissertation und den zugrundeliegenden Methoden veröffentlichte er zusammen mit Bickel mehrere wissenschaftliche Publikationen. Anschließend wechselte er nach Hamburg, wo er bei dem Internisten Gustav von Bergmann, der ihn später rückblickend als seinen „besten Mitarbeiter“ und seinen „bedeutendsten Schüler“ bezeichnete, von 1912 bis 1914 als Assistenzarzt und von 1914 bis 1917 als Oberarzt in Altona tätig war. Dort lernte er seine Frau Gräfin Irmgard von Holck (1893–1977) kennen. Der Heirat am 3. September 1917 folgte zwei Jahre später die Geburt des einzigen Sohnes Burchard (1919–1996).
Während des Ersten Weltkriegs leistete er von Anfang August 1914 bis Ende Januar 1917 sowie Anfang August bis Ende November 1918 Militärdienst als Arzt beim Reserveinfanterieregiment 84, unter anderem in einem Lazarett in Lörrach, und wurde während der Schlacht an der Somme verwundet. Während seiner vorübergehenden Freistellung vom Kriegsdienst ließ er sich 1917 auf der Basis seiner bisherigen Veröffentlichungen und ohne gesonderte Habitilationsschrift an der Universität Marburg habilitieren. Er folgte dabei erneut Gustav von Bergmann, der ein Jahr zuvor nach Marburg gewechselt war, und war dort, nachdem er 1918 zum Titularprofessor ernannt wurde, bis 1920 als Oberarzt an der Universitätsklinik tätig. Im selben Jahr wechselte er, wieder zusammen mit Bergmann, nach Frankfurt am Main. Hier erhielt er 1921 eine außerordentliche Professur und blieb bis 1926 als Oberarzt an der Universitätsklinik. Anschließend übernahm er mit der Position des Chefarztes an der Medizinischen Klinik des Heilig-Geist-Hospitals in Frankfurt seine erste selbstständige Anstellung. In Marburg und Frankfurt beschäftigte er sich mit Studien zu Erkrankungen und Untersuchungsmethoden an Magen, Darm und Bauchspeicheldrüse. Sein besonderes ärztliches und wissenschaftliches Interesse galt dabei schon früh dem Diabetes mellitus. Bereits ein Jahr nach der Reindarstellung des Insulins durch Frederick Banting und Charles Best im Jahr 1921 hatte er mit Untersuchungen zur klinischen Anwendung von Insulin zur Behandlung von Diabetikern begonnen.
1928 wurde Gerhardt Katsch als Direktor der Medizinischen Klinik und Professor für Innere Medizin an die Universität Greifswald berufen. Die Behandlung und Erforschung des Diabetes mellitus wurde dort zum bestimmenden Thema seines Wirkens bis zum Ende seines Lebens und damit ein Forschungsschwerpunkt seiner Klinik. Am 30. März 1930 erfolgte unter seiner Mitwirkung die Gründung der „Arndt-Stiftung Garz – Diabetikerheim“ und im gleichen Jahr des Deutschen Diabetiker-Bundes. Bereits am 1. September des gleichen Jahres nahm mit dem Diabetikerheim in Garz auf der Insel Rügen die erste Einrichtung zur sozialmedizinischen Betreuung von Diabetikern in Deutschland und Europa den Betrieb auf. Das Heim verfügte zur Eröffnung über 30 Plätze und war Vorbild für vergleichbare Einrichtungen wie beispielsweise ab 1938 in Kopenhagen. 1937 erschien mit den „Garzer Thesen“, die zu den bekanntesten Veröffentlichungen von Gerhardt Katsch zählen, eine der wichtigsten deutschsprachigen Programmschriften in der Frühgeschichte der Diabetologie. In dieser Schrift, mit der er erstmals seine Prinzipien zur Behandlung des Diabetes mellitus darlegte, postulierte er das Prinzip der „produktiven Fürsorge“ bei Diabetikern und lehnte deren Einstufung als „unheilbare Stoffwechselkrüppel“ ab. Seine Ansichten beruhten auf dem Grundsatz, dass ein Diabetiker bei optimaler Therapie aus Diät, Insulinzufuhr, körperlicher Tätigkeit und Schulung „voll arbeits- und genußfähig“ sein kann und somit nicht als krank, sondern als „bedingt gesund“ anzusehen sei.
Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten wurde Gerhardt Katsch im März 1933 Mitglied der paramilitärischen Veteranenorganisation Stahlhelm und durch deren Eingliederung in die SA rund ein Jahr später Oberscharführer der SA-Reserve. Unter Druck aufgrund von Spekulationen um jüdische Vorfahren in seiner Großelterngeneration trat er im August 1934 als förderndes Mitglied der SS bei, war als solches jedoch nicht in deren Befehlstrukturen eingebunden. Darüber hinaus verlor er im Laufe der nächsten Jahre eine Reihe von jüdischstämmigen Oberärzten in seiner Klinik durch die zunehmende Judenverfolgung aufgrund des Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums. Für den seit 1929 an der Klinik tätigen Alfred Lublin, einen Schüler des bis 1909 in Greifswald und später in Breslau tätigen Internisten Oskar Minkowski, hatte er dabei erst zum 1. April 1933 dessen Einstellung als Oberarzt erwirkt. Nachdem die Universität Greifswald Lublin zum 1. Oktober 1935 aus dem Lehrkörper strich, unterstützte Katsch, der mit Lublin eng verbunden war, dessen Bewerbung auf eine Professur in Ankara. Als diese erfolglos blieb, emigrierte Lublin nach Litauen und später nach Bolivien, von wo aus er bis zu seinem Tod 1956 in Verbindung mit Katsch blieb.
Im Jahr 1938 wurde Gerhardt Katsch rückwirkend zum Mai 1937 Anwärter und 1943 Mitglied der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei (NSDAP). Darüber hinaus trat er auch dem Nationalsozialistischen Lehrerbund bei, vermied jedoch eine Mitgliedschaft im Nationalsozialistischen Deutschen Ärztebund. In politischer Hinsicht setzte er sich mit Erfolg gegen Bestrebungen zur Ausweitung der nationalsozialistischen Rassenhygiene auf Diabetespatienten ein Während des Zweiten Weltkrieg war er zeitweise beratender Internist im Militärsanitätsdienst für den Wehrkreis II (Stettin) und darüber hinaus ab 1940/1941 für alle Greifswalder Lazarette zuständig. Fronteinsätze absolvierte er von Ende November 1941 bis Ende März 1942 auf dem Balkan und von Anfang Mai bis Anfang November 1943 in der Ukraine.
In der Nacht vom 29. zum 30. April 1945 gehörte Gerhardt Katsch, zu dieser Zeit Leiter der Greifswalder Universitätskliniken und dienstältester Sanitätsoffizier in der Stadt, zusammen mit dem damaligen Rektor der Universität Carl Engel und dem stellvertretenden Stadtkommandanten Oberst Max Otto Wurmbach (1885–1946) zu einer Gruppe aus drei Parlamentären, die der anrückenden Roten Armee das Angebot zur Kapitulation und kampflosen Übergabe der Stadt Greifswald überbrachte. Mitte Oktober 1946 erhielt Katsch einen Ruf auf einen geplanten Lehrstuhl für Innere Medizin an der Universität Mainz, den er jedoch rund zwei Wochen später ablehnte. Auch eine Berufung an die Charité als Nachfolger seines ehemaligen Lehrers Gustav von Bergmann, der 1946 nach München gewechselt war, war Anfang 1947 von der Universität Berlin geplant. Im Mai 1947 erhielt Katsch nach eigenen Angaben jedoch vom Dekan der dortigen Medizinischen Fakultät eine Absage.] Zwei Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs wurde im Schloss Karlsburg im Ort Karlsburg in der Nähe von Greifswald das zweite Diabetiker-Heim unter seiner Zuständigkeit eingerichtet. Das inzwischen zu klein gewordene Heim in Garz blieb als Außenstelle insbesondere für die Betreuung von diabetischen Kindern in den Sommerferien erhalten. 1950 erhielt die Einrichtung in Karlsburg den Namen „Institut für Diabetes-Forschung und Behandlung“, zwei Jahre später wurden die Aktivitäten auch auf die experimentelle Diabetesforschung ausgeweitet. Auf der Insel Rügen wurde 1955 in Sellin die weltweit erste Schule speziell für diabetische Kinder und ein Jahr später ein entsprechendes Ferienlager eingerichtet.
In der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) zählte Katsch zu den bekanntesten und einflussreichsten Ärzten und Wissenschaftlern. Im Jahr 1950 erhielt er aufgrund seiner Reputation einen sogenannten Einzelvertrag mit weitreichenden Kompetenzen und Privilegien. Dies betraf unter anderem ein Gehalt bei Lehrtätigkeit über den Ruhestand hinaus, Freizügigkeit bei Reisen zu Kongressen ins Ausland, Einreiseerleichterungen für seinen zu dieser Zeit in Mexiko lebenden Sohn, eine bevorzugte Literaturversorgung sowie die Leitung seines Instituts auf LebenszeitTrotz dieser Ausnahmestellung blieb er in der DDR parteilos. Von 1954 bis 1957 war er Rektor der Universität Greifswald. Anlässlich des 500-jährigen Jubiläums der Gründung der Universität setzte er sich, zum Teil mit Erfolg, in zwei Briefen an den damaligen DDR-Präsidenten Wilhelm Pieck für Greifswalder Studenten ein, die aus politischen Gründen verurteilt worden waren. 1957 wurde Gerhardt Katsch als Universitätsprofessor emeritiert. Er blieb bis zu seinem Tod im Jahr 1961 Direktor des Instituts in Karlsburg, das zur führenden Einrichtung in der DDR für die medizinische Betreuung von Diabetikern und zu einem der renommiertesten Forschungsinstitute des Landes geworden war. Sein Nachfolger wurde Gerhard Mohnike, der seit dem Ende seines Studiums im Jahr 1942 zunächst in Garz und später in Karlsburg zu den Schülern von Katsch zählte.
(Quelle: Wikipedia)

 

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Grabstätte
2008
Grabstätte
Die Erbgrabstätte der Familie...
Die Erbgrabstätte der Familie Katsch auf dem Alten St.-Matthäus-Kirchhof Berlin
Fotograf: Necrophorus
Quelle: http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Datei:Grab_Gerhardt_Katsch02.JPG&filetimestamp=20080205175450

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