,,,Bilder des Lebens,,,
Kennst du die Bilder, die das Leben schmücken!
Das erste stellt zu schmerzlichem Entzücken
Vergangenheit vor unsren inner'n Sinn;
Du siehst der Kindheit holde Fabelstunden,
Der Jugend Traum, der dir so bald entschwunden,
Und Wehmuth zieht durch deine Seele hin. —

Das zweite Bild senkt uns das Auge nieder,
Ein Flammenmeer strahlt aus den Farben wider,
Hier hat sich Schmerz und helle Lust gepaart:
Wir stürzen uns in seine Lebenswogen,
Doch ach! es wird das Bild hinabgezogen, —
Es ist nicht mehr — und hieß die Gegenwart. -

Nun müssen wir zum dritten Bilde schreiten;
Wir irren durch die nebelfernen Weiten,
Das Auge sucht vergebens eine Bahn;
Im schwülen Drang' verworrener Gestalten
Wird Unheil sich, wird sich das Glück entfalten?
Mit Beben schau'n wir so die Zukunft an.

Da sehnt das Herz sich nachdem vierten Bilde,
Voll ernster Ruhe, Soll erhab'ner Milde;
Wir sind uns seines Das eins wohl bewußt:
Im Sternenzelte, wo der Ew'ge feiert,
Steht jenes Bild, allein es ist verschleiert,
Und nur sein Schatten fallt in unsre Brust. —
Rochus Otto Manderup Heinrich zu Lynar
Aus der Sammlung Vermischte Gedichte