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Rudolf Bahro

Rudolf Bahro

Politiker, Philosoph

geboren am 18.11.1935 in Bad Flinsberg, Niederschlesien
gestorben am 05.12.1997 in Berlin
Letzter Wohnort: Berlin

Biographie

Rudolf Bahro wurde am 18. November 1935 in Bad Flinsberg (heute: Swieradów Zdrój, Polen) geboren, einem damals bedeutenden Kurort im niederschlesischen Isergebirge. Sein Vater Max Bahro war als Viehwirtschaftsberater tätig. Gegen Ende des 2. Weltkrieges wurde der Vater zum Wehrdienst einberufen und geriet in polnische Gefangenschaft. Als die Ostfront herannahte, wurde die... » anzeigen

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Rudolf Bahro

Biographie

Rudolf Bahro

Rudolf Bahro wurde am 18. November 1935 in Bad Flinsberg (heute: Swieradów Zdrój, Polen) geboren, einem damals bedeutenden Kurort im niederschlesischen Isergebirge.
Sein Vater Max Bahro war als Viehwirtschaftsberater tätig.
Gegen Ende des 2. Weltkrieges wurde der Vater zum Wehrdienst einberufen und geriet in polnische Gefangenschaft. Als die Ostfront herannahte, wurde die Familie evakuiert.
Der knapp Zehnjährige verlor auf der Flucht vor den Kriegswirren seine Mutter und die beiden Geschwister. Diese starben bald an Typhus.
Der junge Rudolf verbrachte mit einer Tante je einige Monate in Österreich und in Hessen und fand schließlich seinen Vater wieder, der in Rießen (heute Ortsteil von Siehdichum) im Oderland den Hof einer Witwe bewirtschaftete. 1951 heiratete Max Bahro die ebenfalls verwitwete Frieda Reiter in Fürstenberg (Oder), die ihren Sohn Gerhard mit in die Ehe brachte, welcher 7 Jahre älter war als Rudolf.

1950
widerstrebender Eintritt in die FDJ, da die Mitgliedschaft Vorraussetzung für die Aufnahme in die Oberschule war
1950 - 1954
Besuch der Oberschule Fürstenberg
1954
Mitglied der SED
1954 - 1959
Philosophie-Studium an der Humbolt Universität in Berlin
1956
Bahro war glühender Verehrer Lenins und Stalins
Die Enthüllungen Chruschtschows auf dem 20. Parteitag der KPdSU im Februar 1956, in denen erstmals die Verbrechen des Stalinismus offen angesprochen wurden, erschütterten Bahros Weltbild zutiefst.
1959
Heirat mit der Russischlehrerin Gundula Lembke, die eine Tochter mit in die Ehe brachte und in den folgenden Jahren zwei weitere Mädchen (von denen eines am Tag der Geburt starb) und einen Jungen gebar.
1960
Berufung an die Uni Greifswald und Gründung der Zeitung "Unsere Universität"
ab 1962
Referent für den Zentralvorstand der Gewerkschaft Wissenschaft in Berlin
ab 1965
stellvertretender Chefredakteur bei der von der FDJ herausgegebenen Jugend- und Studentenzeitschrift "Forum". In dieser Position ergaben sich wiederholt Konflikte mit der zunehmend restriktiven Politik der SED, wodurch Bahro in die Kritik geriet. Wegen des nicht genehmigten Abdrucks von Volker Brauns Stück Kipper Paul Bauch wurde er schließlich 1967 dieses Postens enthoben.
1967 - 1977
Abteilungsleiter "Wissenschaftliche Arbeitsorganisation" im Berliner Gummikombinat & Parteiorganisator seines Bereichs
1972
Beginn der nebenberuflichen Arbeit an seiner Dissertation "Über die Entfaltungsbedingungen der Hoch- und Fachschulkader in volkseigenen Betrieben der DDR", die einen Teil seines Vorhabens in den akademischen Diskurs einbringen sollte.
Parallel dazu schrieb er heimlich an einem thematisch breiter angelegten Manuskript, aus dem später das Buch "Die Alternative" hervorging
1973
Gundula Bahro reicht die Scheidung ein (Vorsichtsmaßnahme, um insbesondere die Kinder vor zu erwartenden staatlichen Repressalien zu bewahren)
1974
Kontakt Gundula Bahro mit der Staatssicherheit, um diese über das bis dahin geheimgehaltene Buchprojekt ihres Ex-Ehemannes zu informieren und schließlich auch eine Kopie des Manuskripts zu übergeben. Ab dieser Zeit wurde Rudolf Bahro ohne sein Wissen intensiv beobachtet und bespitzelt.
1975
Einreichen seiner Dissertation an der TH Merseburg
Dezember 1976
er erfuhr, ass eines der Exemplare, die er zur Begutachtung an Freunde und Bekannte verteilt hatte, auf Umwegen in die Hände der Stasi geraten war, er ließ das fertige Manuskript nach West Berlin schmuggeln und verteilte etliche Kopien des Manuskript per Post anausgewählte Persone in der DDR
22. August 1977
Veröffentlicheung eines Auszugs im westdeutschen Magazin "Der Spiegel"
Am Tag darauf wurde Bahro verhaftet und in das Untersuchungsgefängnis Berlin-Hohenschönhausen gebracht. Am selben Abend strahlten die westdeutschen Fernsehanstalten ARD und ZDF Bahro-Interviews aus, die einige Tage zuvor – von der Stasi heimlich mitgehört, aber nicht behindert – aufgezeichnet worden waren. Diese Vorgänge fanden große Aufmerksamkeit in den westlichen Medien.

Ein Buch wie Die Alternative zu schreiben und zu veröffentlichen war an sich in der DDR nicht strafbar. Daher konstruierte die Staatsanwaltschaft den Tatbestand, Bahro habe aus „Geldgier“ Informationen (und frei erfundene Falschinformationen) für den westdeutschen Verfassungsschutz zusammengetragen und diesem durch die Veröffentlichung des Buches „übermittelt“. Am 30. Juni 1978 wurde Bahro unter Ausschluss der Öffentlichkeit wegen „landesverräterischer Sammlung von Nachrichten“ und „Geheimnisverrats“ zu acht Jahren Freiheitsentzug verurteilt. Aus den Akten geht hervor, dass das Strafmaß bereits im Vorfeld der Verhandlung feststand, und auch die Bekanntgabe des Urteils für die Presse war schon vorab fertig formuliert. Der Prozess, in dem Bahro von Gregor Gysi verteidigt wurde, war demnach nur noch eine Formalität. Die daraufhin von Gysi vor dem Obersten Gericht der DDR eingereichte Berufung wurde umgehend als „offensichtlich unbegründet“ zurückgewiesen.

Am 11. Oktober 1979 wurde Bahro anlässlich des 30. Jahrestages der Gründung der DDR gleichzeitig mit Nico Hübner amnestiert. Am 17. Oktober wurde er zusammen mit seiner früheren Ehefrau, den beiden gemeinsamen Kindern und seiner Lebensgefährtin Ursula Beneke in die Bundesrepublik Deutschland abgeschoben. Dies entsprach seinem Wunsch; er hatte bereits im Juli einen entsprechenden Antrag gestellt, weil er in der DDR auch nach dem Ende seiner Haft keine sinnvollen Betätigungsmöglichkeiten mehr sah.

1988 heiratete er Beatrice Ingermann, mit der er bald eine Tochter hatte.

Am 16. Juni 1990 wurde der vorbestrafte Bahro – wiederum vertreten durch Gysi – vom Obersten Gericht der DDR vollständig rehabilitiert.


Am 15. September, kurz vor dem Ende der DDR, berief ihn der Minister für Bildung und Wissenschaft zum außerordentlichen Professor für Sozialökologie an die Humboldt-Universität.

Im September 1993 nahm sich Bahros Frau Beatrice nach einem Ehestreit das Leben. Er war darüber so schockiert, dass er sich für ein Semester von den Vorlesungen befreien lassen musste. Im Frühjahr 1994 erkrankte er dann auch körperlich, und im Herbst desselben Jahres wurde eine seltene Form von Blutkrebs (Non-Hodgkin-Lymphom) diagnostiziert.

Im Mai 1995 heiratete er auf dem Krankenbett seine Lebensgefährtin Marina Lehnert, die sich schon länger um seine Tochter kümmerte.

Nach einjähriger Unterbrechung wegen Krankheit konnte Bahro im Sommersemester 1996 seine Lehrtätigkeit wieder aufnehmen, allerdings nur noch in beschränktem Umfang. Seine letzte Vorlesung hielt er im Juli 1997. Danach zog er sich eine Lungenentzündung zu, und auch der Krebs brach wieder aus.

Rudolf Bahro starb am 5. Dezember 1997 in Berlin. Er wurde auf dem dortigen Dorotheenstädtischen Friedhof beigesetzt.

Einige Jahre nach Bahros Tod kam der Verdacht auf, dass seine Krebserkrankung und die zweier anderer ehemaliger politischer Gefangener durch heimliche Röntgenbestrahlungen während der Haft mit ausgelöst worden sein könnte.

Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Rudolf_Bahro

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Sonderparteitag der SED
1989
Sonderparteitag der SED
Bahro am 16. Dezember 1989...
Bahro am 16. Dezember 1989 auf demSonderparteitag der SED
Fotograf: Senft, Gabriele
Quelle: Deutsches Bundesarchiv

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